Sonntag, 11. August 2013

Eine gemischte Woche

...Es war einmal eine deutsche Studentin in Australien...

Diese Woche fing, wie der Titel schon verrät, eher gemischt an. Montag hatten wir unser erstes reguläres Screening und haben "Night and Fog" und "Silence" angeschaut. Besonders der erste Film war echt heftig, es war eine Doku mit Aufnahmen der KZ's aus der NS Zeit und solchen aus der Zeit als der Film gedreht wurde. Trotzdem ich ja schon einige Beiträge und Fotos zu diesem Thema gesehen habe und in Dachau war, war diese Doku besonders heftig und wir waren alle erstmal ziemlich mitgenommen...
Zum Mittag essen sind wir dann in die Sir Johns Bar auf dem Campus, auch keine gute Idee wie sich danach zeigen sollte... Zuerst bekam Maya ziemliche Bauchschmerzen, danach wurde mir schlecht. Wir vermuten dass das Fett mit dem unsere Wedges bzw Pommes frittiert wurden nicht mehr so gut war... Trotzdem sind wir ins Tutorial und haben unseren ersten Readings-Test ganz gut hingekriegt würde ich sagen (5 Fragen, 4 davon haben wir sicher richtig :))
Außerdem haben Kim, Andonny, Diego und ich abends noch geplant, wie wir unsere Springbreak (Ende September / Anfang Oktober) verbringen wollen - die Wahl fiel auf NEUSEELAND!!!
Ein paar von euch werden also statt einer Karte aus Australien eine aus Neuseeland bekommen ;) (Hier noch gleich der Hinweis, dass die ersten Karten mittlerweile unterwegs sind, da aber jeder eine individuelle Karte bekommen soll - und ich außerdem keine Lust habe 30x das gleiche zu schreiben - nicht wundern wenn ihr noch keine bekommen habt, sie kommt noch! ;))

Dienstagbin ich dann gerade an dem Fach verzweifelt, das ich gerade noch zu meinem potentiellen Lieblingsfach erklärt hatte, ANZAC Legends. Dies hat folgende Gründe: Die Dozentin ist super nett, aber ihre Vorlesung läuft so, dass sie einen Stapel Blätter vor sich hat und damit offensichtlich für einen Schnelllesewettbewerb trainiert - was zur Folge hat, dass die offensichtlich Einzige Exchange-Studentin im Kurs spätestens nach einer 1/4h völlig lost ist und auch die meisten Australier nach und nach aufgeben und sich auf einem Macbook nach dem anderen Facebook öffnet. Sprachlich komme ich im Allgemeinen gut zurecht hier, ich merke zwar, dass in den zwei Jahren seit Ende der Schulzeit einiges etwas eingerostet ist, aber im Ganzen gesehen bin ich zufrieden. Der australische Akzent gefällt mir wirklich gut - allerdings eher in Maßen, denn sonst verstehe ich schlicht nichts, v.a. weil gerade viele Australier mit starkem Akzent auch noch dazu tendieren leise zu sprechen. Dies trifft genau auf die 7 Leute zu, die mit mir im Tutorium zu den ANZAC-Legends sitzen. Dann ging es diese Woche auch noch um den Vergleich zwischen den Maori und den Aboriginal people. Ich beginne zwar gerade etwas über letztere zu lernen, von ersteren habe ich nun aber wirklich keine Ahnung, was, Überraschung, meine Verständnisprobleme noch weiter verstärkt hat.
Es ist daher im Moment nicht klar, ob ich diesen Kurs weiter mache / machen kann. Eigentlich sollte mich im Laufe der Woche eine E-Mail der Dozentin zu diesem Thema erreichen (sie fände es schade wenn ich aufhören würde und wollte schauen ob ihr eine andere Lösung einfällt), mal sehen^^
In der Mittagspause haben Mitchell und ich dafür unseren Philipp Island Trip gebucht, am 25. August werde ich also hoffentlich jede Menge Pinguine sehen :))
Abends fand zudem noch der Brasilian Carnival statt - auch dieser Abend eher gemischt gut. Der Anfang war etwas lahm, großer Raum und wenig Leute, außerdem stellte sich heraus, dass das grüne Band nicht nur bedeutete dass der Alkohol nicht inklusive war, sondern dass man gar keinen Alkohol kaufen konnte - was uns so keiner gesagt hatte. Mit der Zeit kamen dann aber doch noch mehr Leute, eine Band machte Stimmung und es gab genug Leute mit dem orangenen Armband die sich und ihren Ruf opferten und alle paar Minuten einen neuen Becher holen gingen damit alle etwas zu trinken hatten. Geendet hat das Ganze dann aber schon wieder gegen 11pm und das zum Preis von $22 (nach Abzug des $5 Rabatts den ich als MSA Mitglied bekommen habe) - egal, wir hatten trotzdem Spaß:



Mittwoch war dann nicht so mein Tag, Schuld daran war eine Mischung aus Schlafmangel, Hangover, Muskelkater (meine Schuhe waren nicht ideal um den ganzen Abend zu tanzen^^) und mir hing (wie übrigens für den Rest der Woche) noch das "verdorbene" Essen von Montag nach. Der letzte Punkt bedarf vielleicht einer kurzen Erklärung, und zwar hat die liebe Lari bevor sie nach Australien gekommen ist in einem NU-Forum gelesen, dass sich in vielen Fällen die Histaminintoleranz im Urlaub bessert. Als sie dann in der ersten Woche hier zu gejetlagged war um zu kochen und deswegen alles mögliche Fertigzeugs und sonstige Sachen, die sie eigentlich nicht verträgt, in sich reingestopft hat und es ihr trotzdem gut ging, sorgte das natürlich für Euphorie und den Genuß sämtlicher (oder zumindest einiger) histaminhaltiger Nahrungsmittel. Es hat sich also vermutlich einiges an Histamin angesammelt und das alte Fett am Montag hat dann noch voll den Rest gegeben -> selber Schuld also, histaminarme Ernährung wieder on ;)
Ich habe es aber trotzdem, und ja, das muss ich jetzt mal betonen, geschafft, zum Salsakurs anzutreten. Die Teilnehmerzahl ist beträchtlich geschrumpft (letzte Woche konnte man umsonst reinschnuppern, ab dieser Woche muss man zahlen) und, was wirklich beachtlich war, es herrschte Frauenmangel, dieser Kurs wird tatsächlich von mehr Männern besucht!
Danach haben Sharlen und Mitchell mich dann noch überredet zu ihrer French Conversation Class mitzukommen und danach bin ich nur noch ins Bett (ein Ort, an dem ich, wie mir gerade auffällt, ziemlich viel Zeit verbringe... :D)

Donnerstag war so das übliche, ein bisschen Uni gehabt und jede Menge interessantere Sachen zu tun gefunden als Unizeug zu erledigen O:-)
Abends fand dann eine Latin Dance Night statt, zu der Mitchell, Kim, Paul, Sharlen und ich gegangen sind. Wir sind uns zwar mittlerweile sicher, dass dieser ganze Abend nur ein Vorwand war um genug Leute zur Abstimmung über eine neue Verfassung des Monash Dance Clubs zusammen zu bekommen, aber es war trotzdem ein netter Abend. Es gab eine Einführung in Chachacha und Jive, gratis Pizza (Mitchell & Kim haben mir netterweise ihre Ränder / Krusten abgetreten) und man hat wieder ein paar neue Leute kennengelernt =)

Freitag: Zum Tag selbst gibt es nicht viel zu sagen, das Wetter war scheußlich und mein Bett gemütlich :)
Abends habe ich mich dann aber doch noch zum Aufstehen motivieren können um endlich mal die bekannte Chapel Street in St. Kilda mit einer größeren Gruppe Studenten selbst zu erkunden. Vorher ging es noch zu Charles, der genug Vertrauen hatte etwa 30-40 (tlw unbekannte) Leute in sein Haus zum Pre-drinking einzuladen. Das Haus war übrigens ziemlich beeindruckend, riesengroß mit hohen Decken und einem schönen Badezimmer.
Auch die Chapel Street hat mir gut gefallen, sie ist ziemlich lang und ein Restaurant / Bar / ... reiht sich an das andere. Die erste Bar in der wir waren hatte Sofas - eigentlich hatten wir alle nicht mehr vor je wieder aufzustehen. "Gruppenzwangmäßig" ging es dann aber doch noch weiter in den "Lucky Coq", wohin es wohl letztlich jeden Chapel-Street-Besucher verschlägt - und siehe da, wir haben tatsächlich noch eine andere Gruppe von Monash (Exchange-) Students getroffen.
Nachdem wir uns dann allerdings ein wenig verquatscht hatten, mussten Mitchell, Kim und ich uns dann plötzlich ziemlich beeilen um die letzten Züge noch zu erwischen. Unterwegs holte uns außerdem noch Jed ein, der dasselbe Problem hatte. Weil mein Zug noch 3min eher fahren sollte als der der anderen, bin ich dann irgendwann los gerannt, die anderen ein wenig langsamer hinter mir her. Das führte dann dazu, dass ein Taxi neben mir verlangsamte und mich fragte ob die Typen mich denn verfolgen würden und ich Hilfe bräuchte - was ich mit einem gekeuchten "No, thanks" beantwortete aber sehr sehr lieb und aufmerksam fand! Wir haben unsere Züge dann alle noch bekommen, Jed und ich mit dem einen und Kim und Mitchell mit dem anderen (für Jed und Kim sind beide Züge möglich) und um halb drei oder so war ich dann nach langer Trennung wieder in meinem geliebten Bett :))

Am Samstag ging es dann endlich zum - zumindest von mir - heiß ersehnten Footy Match. Auch wenn die australische Variante außerhalb Australiens kaum bekannt bzw verbreitet ist und selbst innerhalb Australiens beispielsweise in Queensland und New South Wales andere Sportarten um einiges beliebter sind - hier in Victoria, speziell in Melbourne, geht nichts über Aussie Football!
Uns Austauschstudenten wurde schon in der Orientation Week nahegelegt uns ein Team auszusuchen, weil dies hier so erwartet wird. Die Carlton Blues sahen hierin wohl ihre Chance neue Fans zu rekrutieren und statteten alle interessierten internationalen Studenten mit Freikarten und einem Fanschal aus - ich muss zugeben, meine Symphatie hatten sie damit zunächst einmal ;)
Das Spiel, das wir uns ansehen durften, war gegen die Western Bulldogs, eine Mannschaft, die in der Tabelle viel weiter unten zu suchen war als Carlton, weswegen uns vor dem Spiel von allen Seiten ein haushoher Sieg "unserer" Mannschaft im Ethiad Stadium vorausgesagt wurde.

Das Stadium



In gespannter Erwartung - die neugewonnenen Fans?!



Wir waren natürlich viel zu früh dran, wurden dafür aber Zeugen von gleich zwei Aufwärmphasen:

Phase 1

 

Und Phase 2, direkt vor dem Spiel - und ja es sah echt lustig aus :D



Noch kurz zur Erklärung, jedes Team hat 22 Spieler, deshalb sieht es da auch so voll aus, von den Schiedsrichtern gibt es dann auch ganze sieben. Ihre Kompetenzen erschienen mir persönlich aber doch eher begrenzt, sie dürfen zwar wenn der Ball ins Aus geht diesen rückwärts über den Kopf einwerfen, "Freistöße" pfeifen wenn einer einen gekickten Ball gefangen hat (nicht wenn er geworfen, also gepasst wurde) und wenn sich zu viele Spieler auf den Ball werfen auch "abpfeifen", aber ansonsten... Die Spieler können keine Karten kassieren, nicht vom Platz gestellt werden... Naja^^


Außerdem gibt es noch so ein paar orange gekleidete Typen die immer wieder abwechselnd begeistert über das Feld rennen, deren Funktion sich uns aber nach wie vor nicht erschlossen hat... Vielleicht wollen sie ganz einfach näher am Geschehen sein und statt sich wie alle anderen Zuschauer mit Bier, Softdrinks, Fast Food und Pies vollzustopfen lieber etwas für ihre Gesundheit tun? Erscheint mir auf jeden Fall logischer als die Erklärung des vor mir sitzenden Australiers, der behauptete sie würden den Spielern Wasser bringen, was sie definitiv nicht tun! Das übernehmen nämlich dunkel gekleideten Damen und Herren, die ebenfalls ständig auf das Feld stürmen.

Wie man sieht, keine Wasserflasche

Wie man sieht, Wasserflasche


Die Tore seht ihr auf dem folgenden Bild, das Punktsystem haben wir allerdings erst so halb durchschaut, theoretisch gibt es 6 Punkte, wenn der Ball durch die Mitte geht und 1 Punkt durch eine der Seiten. Manchmal gab es jedoch auch in der Mitte nur einen Punkt, die Theorien darüber reichen so etwa von unterschiedlicher Entfernung oder Höhe bis keinen blassen Schimmer...


Die Anzeigetafel mit Spielstand, den Kim sich, wie ich finde sehr logisch, so entschlüsselt hat: Erste Zahl: Goals (= 6 Punkte); Zweite Zahl: Scores (= 1 Punkt); Dritte Zahl: Gesamtpunktzahl



Und los ging es - Carlton spielt in dunkelblau, die Bulldogs sind die mit den weißen Hosen


 In der Pause wurden dann in Windeseile kleinere Felder abgesteckt und mehrere Kinderteams durften vor den 31.126 Zuschauern ein bisschen Footy spielen. Eine super Idee wie ich finde, auch wenn ich sagen muss, dass die Männer in den weißen Kitteln schon ein bisschen unheimlich wirken...
Allgemein sind viele Kinder anwesend und die Fans gemäßigter, ein Footy Match anzuschauen ist für viele hier eine Art des Familienausfluges, bei dem die Eltern keine Angst haben müssen, dass irgendwelche fanatischen Fans ihren Kindern Angst einflößen.
Da fällt mir ein, dass ich zur Spiellänge noch gar nichts gesagt habe, also jetzt dazu: Ein Spiel besteht aus 4 Quarters, die offiziell je 30min gehen. Nach dem ersten und dritten Quarter ist jeweils eine kurze Pause, bei der die Spieler auf dem Feld bleiben, nach dem 2. Quarter eine längere, während der die folgenden Bilder entstanden sind:



Der Sieg ging nach einem wirklich langen Spiel mit 117 zu 89 Scores verdient an die Bulldogs. Wir haben unsere neu erworbenen Carlton-Schals zwar weiter stolz getragen (und außerdem weil sie soo unglaublich gut warm gehalten haben), aber unsere Herzen schlugen nach diesem Spiel dann doch eher für die Bulldogs, die einfach deutlich besser gespielt haben. Ein bisschen verwundert hat uns dann aber doch noch das Verhalten der Fans, zwar sind während des letzten Quarters schon einige Carlton Fans gegangen (was man ja auch bei uns von hoffnungslosen Spielen kennt), ansonsten war es jedoch eher schwierig zu erkennen welches Team gesiegt hat, da es weder besondere Freuden- noch Trauerbekundungen gab...


Zum Schluss übrigens nochmals Danke an Pia, Rebecca und Sina für euer tolles Buch! Ich verwende es als eine Art Mindmapping-Tagebuch, schreibe also abends immer auf was am Tag so los war - was mir dann beim bloggen hier zu Gute kommt =))

2 Kommentare:

  1. Go Bulldogs go.
    Dir gute Besserung (auch deinen zertanzten Füßen) und gute Erholung deinen Histaminrezeptoren.
    LG von den kanarischen Inseln.
    Hasta pronto. Adiós.

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    1. Danke :D Ist alles schon wieder gut ;)
      Wie war denn euer Urlaub? =)

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